Einkommen
Im Laufe ihres Lebens erreichen die Südtiroler Steuerzahler und Steuerzahlerinnen in der Regel ihr höchstes Einkommen erst im Alter zwischen 60 und 64 Jahren (33.362 € brutto pro Jahr). Mit fortschreitendem Alter nimmt auch die Ungleichverteilung zu, wobei die stärksten Unterschiede in der Altersklasse zwischen 65 und 69 Jahren auftreten. Frauen bleiben in der Einkommensprogression im gesamten Lebenszyklus hinter den Männern zurück. In Zukunft wird aber auch die Kluft zwischen den Generationen steigen. „Stagnierende Löhne lassen kaum eine vernünftige Zusatzvorsorge zu; zudem ersetzt das Beitragssystem in der Rentenberechnung immer mehr das Lohnsystem. Das bedeutet, dass in Zukunft das Einkommen der Rentner und Rentnerinnen wahrscheinlich deutlich sinken wird. Das Problem ist offensichtlich, doch zeichnen sich bisher keine konkreten Maßnahmen zur Bekämpfung der Altersarmut ab”, erklärt AFI-Präsident Andreas Dorigoni.
In seinem heute (20.10.2023) erschienenen AFI-Zoom Nr. 74 analysiert das AFI | Arbeitsförderungsinstitut den Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebensalter der Südtiroler Steuerzahlenden sowie die Unterschiede im Pro-Kopf-Einkommen. Informationsgrundlage bilden die Steuererklärungen, die die Südtiroler und Südtirolerinnen im Jahr 2022 für das Steuerjahr 2021 eingereicht haben. Das AFI hat die entsprechenden Daten nach Altersklasse, Geschlecht und Steuerzahler-Typ aufgeschlüsselt.
Höchstes Einkommen am Ende der beruflichen Laufbahn
2022 wurden in Südtirol 423.411 Einkommenserklärungen eingereicht. Die erklärte Brutto-Einkommenssumme beläuft sich auf insgesamt 10,9 Mrd. €, was einem Durchschnittswert von 25.679 € brutto im Jahr pro Steuerzahler entspricht. Aus den Steuererklärungen erschließt sich, dass das höchste Durchschnittseinkommen in den letzten Berufsjahren – genau genommen in der Altersklasse von 60 bis 64 Jahren – erzielt wird (im Schnitt 33.362 €). Danach beginnt sich das Pro-Kopf-Einkommen der Südtiroler Steuerzahlenden wegen des Renteneintritts deutlich zu verringern.
Einkommenserklärungen 2022: Die Ungleichheit nimmt zu
Der Gini-Index misst den Grad der Gleichverteilung: Der Wert 1 bezeichnet den Zustand der vollkommenen Ungleichverteilung, der Wert 0 hingegen jenen der perfekten Gleichverteilung. Die Analyse zeigt, dass der Index ab der Altersklasse von 35 bis 39 Jahren (Gini-Index: 0,423) kontinuierlich ansteigt und seinen Höchstwert in der Altersklasse von 65 bis 69 (Gini-Index: 0,467) erreicht. Mit fortschreitendem Alter und der differenzierten Entwicklung der Berufslaufbahnen nimmt somit auch die Ungleichheit zu. Im Vergleich zu den Steuerklärungen 2021 weisen die Altersklassen im Allgemeinen einen höheren Gini-Index auf, was auf stärkere Lohnunterschiede als im ersten Corona-Jahr 2020 hinweist. Die größten Unterschiede ergeben sich für die Altersklasse der 65- bis 69-Jährigen, in der viele Steuerzahlende bereits in Rente sind und andere hingegen noch arbeiten. Der Renteneintritt hat dann wieder eine ausgleichende Wirkung auf die Umverteilung, sodass sich die Altersklassen nach dem Renteneintrittsalter auch durch eine gleichmäßigere Verteilung des Einkommens auszeichnen.
Frauen weiterhin benachteiligt
Bei der Einkommensprogression sind Frauen im Vergleich zu Männern im gesamten Lebenslauf benachteiligt. Die Schere öffnet sich bereits ab dem Alter von 30 Jahren und klafft immer weiter auseinander, bis sie in der Altersklasse der 65- bis 69-Jährigen ihren Höhepunkt erreicht: Dort erklären die Männer im Schnitt 15.000 € brutto mehr im Jahr als Frauen.
Arbeitnehmer: mäßige Progression, geringe Ungleichverteilung
Bei den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen steigt die Kurve der Durchschnittseinkommen im Laufe des Lebens mäßig, aber stetig. Ab dem Alter von 55 Jahren nimmt die Gesamtzahl der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen drastisch ab, das Durchschnittseinkommen steigt jedoch in den höheren Altersklassen. Offensichtlich bleiben einige Beschäftigte noch aus Leidenschaft, aus persönlichen Gründen oder vor allem finanziell bedingt im Erwerbsleben tätig.
Selbstständige: stärkere Progression, stärkere Ungleichverteilung
Die Selbstständigen zeichnen sich im Vergleich zu den lohnabhängig Beschäftigten durch eine stärkere Einkommensprogression in den jüngeren Altersklassen aus. Ab der Altersgruppe 50-54 sinkt das durchschnittlich erklärte Einkommen, das dann allerdings wieder in der Gruppe der 65-74-Jährigen sehr hoch ist. Wahrscheinlich umfasst diese Gruppe jene Selbstständigen, die besonders lohnende Tätigkeiten betreiben und daher weiterarbeiten. Die Ungleichverteilung der Einkommen ist bei den Selbstständigen über den gesamten Lebenszyklus höher als bei den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen.
Nähere Informationen erteilt AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi (T. 0471 41 88 40, ).