AFI-Barometer – Branchenspiegel
Südtirols Wirtschaft bleibt im ersten Quartal 2023 auf Wachstumskurs. Die im Frühjahr 2021 begonnene Erholungsphase wird auch bei den Beschäftigungszahlen deutlich, die im ersten Quartal 2023 ein weiteres Mal gestiegen sind. „Die Beschäftigung nimmt derzeit zwar in fast allen Wirtschaftssektoren zu, dennoch sorgen sich viele Arbeitnehmer um die finanzielle Situation ihrer Familie“, analysiert AFI-Direktor Stefan Perini und fügt hinzu: „Auch wenn die bevorstehende Tourismussaison vielversprechend ist, sind die finanziellen Erwartungen der Arbeitnehmer in fast allen Wirtschaftsbereichen verhalten“.
Vergangenen Herbst ließ die energie- und geopolitische Krise das Schlimmste befürchten: Die Erwartungen der Südtiroler Arbeitnehmer bzgl. der Wirtschaftsentwicklung Südtirols sind damals deutlich gesunken. In den letzten Monaten jedoch ist die Teuerung zurückgegangen und ein vorsichtiger Optimismus macht sich breit. Diese vermeintliche Stimmungsaufhellung ist jedoch zum Teil bloßes Ergebnis des Zurückschraubens der Erwartungen aufgrund der unsicheren Bedingungen und nicht auf eine tatsächliche Verbesserung der persönlichen wirtschaftlichen Lage.
Wieder steigendes Vertrauen trotz kontinuierlicher Kaufkrafterosion
Die Erwartungen der wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols für die kommenden 12 Monate drehen in allen Südtiroler Branchen in die positive Richtung. Besonders stark verbessert haben sich die Erwartungen der Arbeitnehmer im Gastgewerbe (16 Indexpunkte), in der Landwirtschaft (11) und im Öffentlichen Sektor (9). Selbst im Baugewerbe verbessert sich trotz rückläufiger Beschäftigung das Vertrauensklima um 6 Indexpunkte.
Die erwarteten Schwierigkeiten, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden, nehmen allgemein ab. Das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren bleibt selbst im Baugewerbe, in dem die Beschäftigung nach wie vor zurückgeht und der durch den „Superbonus 110%“ ausgelöste Konjunkturschub abnimmt, moderat. „Generell ist ein großer Teil der Südtiroler Arbeitnehmer in Bezug auf die Beschäftigung nicht allzu besorgt, während die wirtschaftliche Situation der Haushalte fragil bleibt”, schlussfolgert AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi.
Denn die Daten, welche über die wirtschaftliche Situation der Familien Auskunft geben, sind bei weitem nicht zufriedenstellend. Folgende Indikatoren sinken im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen weiterhin oder stabilisieren sich im negativen Bereich: Jener Indikator, der anzeigt, wie gut man mit dem Geld über die Runden kommt sowie jener der Sparmöglichkeit und der finanziellen Situation der Familie. Besonders düster sind die Indikatoren für Arbeitnehmer aus den Wirtschaftszweigen Verarbeitendes Gewerbes, Landwirtschaft und Baugewerbe. Die seit Monaten anhaltende hohe Inflation sowie die hohen Energiepreise haben das Portemonnaie der Arbeitnehmer hart getroffen.
Zweischneidige Normalisierung der Beschäftigung
Trotz des unsicheren internationalen Umfelds und der Energiekrise ist die Südtiroler Wirtschaft auf Expansionskurs. Die Beschäftigungszahlen für den Zeitraum Januar bis März 2023 zeigen im Vergleich zum Frühjahr 2022 einen Anstieg der lohnabhängigen Beschäftigung um +2,1%, wobei vor allem ein Zuwachs der Teilzeitbeschäftigung (+2,8%) zu verzeichnen ist.
Der Aufschwung hat alle Arbeitnehmer unabhängig von Geschlecht und Alter erfasst. Der deutlichste Anstieg ist bei Arbeitnehmern über 50 Jahren zu verzeichnen (+4,1%). Einzig das Baugewerbe bildet eine Ausnahme. Hier ist die Beschäftigtenzahl zurückgegangen, und zwar um -1,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum und -3,2% gegenüber dem letzten Quartal.
Die in den Arbeitsvermittlungslisten eingetragenen Personen sind weiterhin rückläufig (-4,0 % im Vergleich zum Vorjahr und -6,9 % im Vergleich zum letzten Quartal) – ein Umstand, der den derzeitigen Wirtschaftsaufschwung einmal mehr bestätigt.
Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wieder. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ. Die Interviews wurden zwischen dem 1. und 20. März 2023 durchgeführt.
Nähere Informationen erteilen AFI-Direktor Stefan Perini (T. 0471 41 88 30, M. 349 833 4065, ) und AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi (T. 0471 41 88 40, ).