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In allen Wirtschaftszweigen steigt die Zuversicht in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Südtiroler Arbeitsmarktes. Die Indikatoren, die alle im positiven Bereich liegen, zeigen die beste Beschäftigungslage seit 2014. Noch nie war es so leicht, eine andere gleichwertige Arbeitsstelle zu finden. Die Reihung nach Indexwert spricht Klartext: An erster Stelle steht die Landwirtschaft (+44), gefolgt vom Gastgewerbe (+35). An dritter Stelle positioniert sich der Handel (+34), darauf folgt das Baugewerbe (+25), die Privaten Dienstleistungen (+22) und das Verarbeitende Gewerbe (+20). Das Schlusslicht bildet der Öffentliche Sektor, jedoch immer noch mit einem positiven Indexwert von +6.

Das zweite Quartal 2022 charakterisiert sich im Allgemeinen durch eine bemerkenswerte Erholung der Beschäftigung in fast allen Sektoren, was vor allem auf die Lockerungen nach der Pandemie zurückzuführen ist. Nur das Baugewerbe verzeichnet eine leichte Abnahme um -1,7%.

Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, der starke Anstieg der Inflation und der Lebenshaltungskosten, aber auch die instabile politische Lage in Rom beeinflussen die Erwartungen in Bezug auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in Südtirol in den nächsten 12 Monaten. Sie fallen bei weitem tiefer aus als vor einem Jahr (aktueller Index: +9, -15 Indexpunkte im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres).

Auch in diesem Fall sind die Indikatoren des Stimmungsbildes im zweiten Quartal 2022 sehr deutlich. Nur zwei der sieben betrachteten Wirtschaftssektoren verzeichnen einen positiven Index, nämlich der Öffentliche Sektor (+4) und das Gastgewerbe (+2). In allen anderen Wirtschaftsbereichen haben die Arbeitnehmer/Innen in Südtirol laut eigener Aussage Probleme mit dem Auskommen. Besonders betroffen sind hier Lohnabhängige aus dem Verarbeitenden Gewerbe (Index: -11), Baugewerbe (-9), dem Handel (-8) und der Landwirtschaft (-7).


83% der Befragten schätzen die Kluft zwischen arm und reich in Südtirol als relativ groß (59%) oder sehr groß (24%) ein. Nur 18 % finden, dass diese Kluft unerheblich ist.

Für die Südtiroler Arbeitnehmer ist die lokale und gesamtstaatliche Wirtschaftspolitik Hauptursache für die Kluft zwischen arm und reich (33 %). Es folgen Lohnpolitik (23 %) und Steuerpolitik (18 %), also  Faktoren, die der einzelne Arbeitnehmer nicht beeinflussen kann. Erst an vierter Stelle finden wir „Unterschiedliche Arbeitsleistung“ als Antwort (10 %).

Engagement und Arbeitseinsatz sind sicherlich notwendig, um den sozialen Aufstieg zu schaffen, aber nach Meinung der Befragten nicht allein ausschlaggebend. Der wichtigste Faktor für den beruflichen Erfolg sei eine gute Ausbildung. Die Befragten geben aber auch an, dass man die richtigen Leute kennen sollte, um voranzukommen. Auf einer Skala von 0 (unwichtig) bis 10 (sehr wichtig) lag nur die Bildung im Durchschnitt über 8. Für die Karriere zweitrangig sind laut den Befragten harte Arbeit, pures Glück oder die Zugehörigkeit zu einer wohlhabenden Gesellschaftsschicht.

Die einschneidendsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Ungleichheit sind – für weibliche Arbeitnehmer – eine solide Grundausbildung und lebenslanges Lernen, aber auch die Schaffung von hochwertigen Arbeitsplätzen (in beiden Fällen bewerteten 95 % der Befragten diese Maßnahmen als „sehr oder äußerst wirksam“). Es folgen ein progressives Steuersystem (83 %), nicht ohne eine angemessene Kombination mit Sozialtransfers, und eine stärkere Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen (76 %).

Zur Pressemitteilung (PDF)

Zu Jahresmitte lässt sich die Zwischenbilanz 2022 für Südtirols Wirtschaft durchaus sehen: der Tou-rismus hat wieder angezogen, die Investitionsbereitschaft bleibt robust, der Außenhandel bricht alle Rekorde, die Anzahl an lohnabhängig Beschäftigten hat ihr Allzeithoch erreicht. Gleichzeitig wiegen die Unsicherheitsfaktoren auf internationaler Ebene schwer: Energiepreisschock, Rezessi-onsängste, Lieferengpässe, verbunden mit einem möglichen Wiederaufflammen der Pandemie, der Ukraine-Krieg. Und trotzdem: Im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols in den nächsten 12 Monaten sind die vom AFI | Arbeitsförderungsinstitut befragten Arbeitnehmer/Innen wieder zuversichtlicher – der Index ist nach dem kriegsbedingten Einbruch im Frühjahr wieder in den positiven Bereich geklettert. „Was die Perspektiven im Fall von Jobwechsel anbelangt gewinnt man den Eindruck, wechselbereiten Arbeitnehmern würde regelrecht der rote Teppich ausgerollt“, kommentiert AFI-Direktor Stefan Perini. „Wir sehen allerdings ein Stimmungsbild, das noch stärker als im Frühjahr zweigeteilt ist“, fährt Perini fort. „Die Indikatoren, welche die Tendenzen am Ar-beitsmarkt beschreiben, haben sich noch weiter verbessert, jene, welche die wirtschaftliche Situa-tion der Familien abbilden, noch weiter verschlechtert. Das Problem ist also immer weniger der Ar-beitsmarkt, sondern die Brieftasche der Arbeitnehmerfamilien.“


AFI-Barometer – Sommer 2022, „Das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmer“ >> HIER

Den Gürtel enger schnallen, die Ausgaben einschränken und Opfer bringen: Das heißt es in nächster Zeit voraussichtlich auch für Südtirols Arbeitnehmer/Innen. Angesichts des starken Anstiegs der Inflation und erheblicher Preissteigerungen selbst bei Produkten für den Grundbedarf ist die Stimmung in Südtirol keineswegs rosig – die Verbraucherverbände haben kürzlich vorgerechnet, dass eine vierköpfige Familie mit Mehrausgaben von 2.500 € auf Jahresbasis rechnen muss.  In der Tat wächst die Sorge, den gewohnten Lebensstandard in naher Zukunft herunterfahren zu müssen. Mögliche Abhilfemaßnahmen: Als erste präventive Eindämmungsmaßnahme sind die Südtiroler bereit, ihre Ausgaben für Reisen, Freizeit im Allgemeinen sowie für Kleidung einzuschränken, aber auch das Auto weniger zu benutzen oder teurere Anschaffungen aufzuschieben.


Die Pressemitteilung >> PDF

 

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