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Im 4. Quartal 2021 lief Südtirols Wirtschaft auf Hochtouren und konnte wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreichen. Die im späten Frühjahr 2021 begonnene Erholungsphase spiegelt sich in den Beschäftigungszahlen wider, die einen Zuwachs von +1,9% gegenüber dem Bezugszeitraum vor zwei Jahren verzeichnen. Die Erholung der Beschäftigung betrifft vor allem Saisonarbeiter und befristet Beschäftigte im Hotel- und Gastgewerbe (+96,4%), in geringerem Maße auch die Arbeitnehmer in anderen Branchen.

Die Arbeitsmarktdaten für die drei Monate von Oktober bis Dezember 2021 zeigen eine Zunahme der Beschäftigung nicht nur im Vergleich zum Vorjahr (+6,5%), sondern überraschenderweise auch im Vergleich zum 4. Quartal 2019, d. h. dem Zeitraum vor der Pandemie (+1,9%). Dank der Wiedereröffnungen kam es in allen vom AFI-Barometer untersuchten Wirtschaftszweigen zu einer spürbaren Erholung der Beschäftigung, mit Ausnahme des Baugewerbes, wo ein leichter Rückgang von -0,2% zu verzeichnen war.

Die Erwartungen bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols in den nächsten 12 Monaten deuten auf eine weitgehend stabile Situation hin, allerdings mit einigen Unterschieden zwischen den Branchen. Relativ zuversichtlich zeigen sich die Arbeitnehmer im Öffentlichen Sektor und in der Landwirtschaft (in beiden Fällen Index +8), gefolgt vom Handel (+6). Eine leicht positive Tendenz ist auch im Gastgewerbe und im Bereich der Privaten Dienstleistungen zu verzeichnen (beide +5). Weniger optimistisch sind hingegen die Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe (-5) und im Baugewerbe (-8).

Mit Blick auf den Arbeitsmarkt rechnet die Mehrheit der Südtiroler Arbeitnehmer mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in den nächsten 12 Monaten. Die Sorge, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, hängt stark vom Tätigkeitsbereich und von der Vertragsart der Arbeitnehmer ab: Im Öffentlichen Sektor ist sie sehr gering (Indexwert: 77), im Gastgewerbe hingegen am höchsten (41). In den anderen Branchen liegt die Situation dazwischen.

Gleichzeitig bleiben die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem gleichwertigen Arbeitsplatz aufrecht, insbesondere im Öffentlichen Sektor (-22), aber auch im Handel (-13) und im Bereich der Privaten Dienstleistungen (-9). Die mögliche Suche nach einem neuen Arbeitsplatz scheint für die Beschäftigten im Baugewerbe hingegen mit weniger Sorgen verbunden zu sein (+4).



Die Südtiroler sparen in erster Linie für unvorhersehbare Ereignisse (von 56% der Befragten als einer von zwei Spargründen angegeben), für ihre Kinder (55%), für eine Wohnung (45%) und fürs Alter (44%). Im Vergleich zu den Befragungen vor der Corona-Pandemie, hat sich das Sparen für Notfälle zum Hauptgrund herauskristallisiert und das „Sparen für die Kinder“ (zuvor stets der Spitzenreiter) im Ranking überholt. Allerdings variiert die Bedeutung der einzelnen Spargründe im Lebensverlauf stark: die Unter-30-Jährigen sparen hauptsächlich für die Wohnung, Personen mittleren Alters für die Kinder, die Über-50-Jährigen für Unvorhergesehenes und fürs Alter.

Durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Konsumeinbruch hat die Sparquote der italienischen Familien stark zugenommen. Die gesamtstaatlichen Daten zeigen für die Familien in Italien eine pandemiebedingte Zunahme der Bankeinlagen von 110 Milliarden Euro. Mit Blick auf die Sparmöglichkeiten gehen die Einschätzungen in der Südtiroler Arbeitnehmerschaft aber ziemlich auseinander: 17% der Befragten sind überzeugt, in den nächsten 12 Monaten „sicherlich“ Geld auf die hohe Kante legen zu können, 41% „eher schon“, 29% „eher nicht“ und 13% „sicher nicht“.

Grafik 1: Gründe fürs Sparen (zwei Antworten möglich) (%)
Grafik 2: Erwartete Entwicklung der Sparmöglichkeiten der eigenen Familie

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Vor dem Eindruck der vierten Pandemiewelle bricht die Stimmung bei Südtirols Arbeitnehmern in der Dezember-Befragung wieder etwas ein, aber bei Weitem nicht in dem Maße wie beim ersten Lockdown im März 2020. „Die ersten Monate dieses Jahres dürften noch schwierig bleiben, doch schon ab dem 2. Quartal dürfte die Erholung deutlich an Fahrt gewinnen“, ist AFI-Direktor Stefan Perini überzeugt. Nichtsdestotrotz bleibt das AFI für 2022 in seinen Einschätzungen vorsichtig und prognostiziert für die Südtiroler Wirtschaft ein Wachstum von +3,9%. Zahlreich sind die Risiken: Pandemieverlauf, Lieferengpässe, Inflation. 2022 steht jedoch auch für Chancen. Perini: „Die Pandemie verliert nach und nach ihren Schrecken, europäische Investitionsgelder winken und es herrscht große Lust auf Konsum und Urlaub“.


AFI-Barometer – Winter 2021/2022, „Das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmer“ (PDF)

Flexible Arbeitszeiten, die Reduzierung der Wochen-Arbeitszeit und mehr Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung: Dies sind die Erwartungen der Südtiroler Arbeitnehmer/Innen an die Arbeitgeber im Sinne einer besseren Work-Life-Balance.


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